Mit Wolfgang Sielaff beendet einer der bekanntesten Handballschiedsrichter des Oberbergischen Kreises nach über 50 Jahren an der Pfeife seine Laufbahn.

„Hier geht es mit Freiwurf ohne Mauer weiter!“ Wohl kein Handballer aus dem Handballverband Mittelrhein hat diesen Spruch in den vergangenen Jahren nicht mindestens einmal während der 60 Minuten auf dem Feld gehört. Nach mindestens 3.000 Spielen und fast 50 Jahren hat Wolfgang Sielaff seine Schiedsrichterkarriere nun beendet – die Pfeife bleibt künftig stumm.

1974 war der heute 68-Jährige zum Handball gekommen. Ursprünglich wollte er eigentlich Fußballschiedsrichter werden. Dass es nicht so kam, hat die Handballwelt Alfons Richter zu verdanken. „Er hat mir damals gesagt, ich solle doch einmal Überlegen, ob ich wirklich bei Blitz und Donner Schiedsrichter sein will“, erinnert sich Sielaff zurück. Seitdem hat er für den TV Becketal und den TV Strombach unzählige Spiele geleitet, allein 14 Jahre war in der Regionalliga, der damaligen 3. Liga, aktiv. Weite Teile seiner Karriere bestritt er gemeinsam mit Horst Reinhold und Markus Tietgen. Zuletzt war er noch auf Kreisebene aktiv.

„Wolfgang war immer präsent und hat drei bis vier Spiele pro Wochenende geleitet“, lobt Strombachs Handballchef Hartmut Markeli das Engagement des Ehrenamtlers. Vom Verein wurde er kürzlich im Rahmen eines Heimspieltags auch offiziell in den (Schiedsrichter-)Ruhestand verabschiedet. Auch der oberbergische Kreisschiedsrichterwart Jan Welke hat vor allem positive Erinnerungen an das Urgestein: „Er war immer die Institution, auf die man sich verlassen konnte, war eine der größten Personen des Handballkreises und gehört zu den Säulen der Heimat des Handballs.“ Sielaff habe immer zu den Schiedsrichtern gezählt, die man jederzeit anrufen konnte, wenn es ein Spiel kurzfristig umzubesetzen galt. „Man konnte sich von ihm Vieles abgucken. Er wurde mit seiner unermüdlichen und menschlichen Art nicht nur im Kreis, sondern im gesamten Verbandsgebiet gekannt und geschätzt“, so Welke.

Dass in einer fast 50-jährigen Karriere zahlreiche Anekdoten zusammenkommen, versteht sich von selbst. Zu seinen absoluten Höhepunkten zählt Sielaff, dass er gemeinsam mit Wolfgang Zapp das Vorspiel des Bundesligaduells zwischen dem VfL Gummersbach und dem THW Kiel in der Kölnarena pfeifen durfte. Für ein Kuriosum sorgte er einmal in Wiehl, wo er kurz vor der Halbzeitpause den wahrscheinlich ersten Videobeweis der oberbergischen Handballgeschichte bemühte. Auch die zahlreichen Endspiele, gerade bei Deutschlands höchstem Jugendturnier sind ihm in guter Erinnerung geblieben. „Ich habe in all den Jahren viel gelernt, egal ob in Testspielen oder in der Meisterschaft“, sagt er.

Warum er nun den Schlussstrich gezogen hat? „Der heutige Handball ist nichts mehr für mich. Er ist viel schneller geworden. Ab einem gewissen Alter schafft man das einfach nicht mehr. Es war eine schöne Zeit, aber irgendwann muss auch einfach Schluss sein“, so Sielaff. Zumindest in den Handballhallen sieht man ihn aber weiterhin regelmäßig auf der Tribüne. Immer mit einem besonderen Blick für seine Zunft.

Text: Oberberg-Aktuell.de.

Foto: Michael Kleinjung