Es hat etwas von kontrolliertem Chaos, was in den vergangenen sechs Wochen in der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle stattfand. Überall flitzen Kinder und Jugendliche über das Spielfeld, turnen, spielen und trainieren – es herrscht reger Betrieb in jeder Ecke der altehrwürdigen Halle. Mittendrin die Trainer und Übungsleiter des HC Gelpe/Strombach, die dafür sorgen, dass alles in geregelten Bahnen abläuft und nie ausufert.

Während der gesamten Ferienzeit zwischen dem 5. Juli und dem 13. August hat der Handballverein ein sportliches Feriencamp aufgezogen. Insgesamt 108 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 14 Jahren nahmen das Angebot über die sechs Wochen wahr. Von montags bis freitags war es zwischen 8:30 und 14:30 Uhr selten still in der früheren VfL-Heimat. „Dabei ging es uns vor allem um Spiel und Spaß“, erläutert Michiel Lochtenbergh, Sportlicher Leiter des HCGS. Natürlich gab es jede Menge handballspezifische Einheiten, er stand aber nie im Vordergrund. „Stattdessen haben wir versucht, ein vielfältiges Programm auf die Beine zu stellen. Denn wenn die Kinder jeden Tag vier Stunden nur Handball erlebt hätten, wären sie wahrscheinlich doch recht schnell gelangweilt gewesen“, sagt der frühere niederländische Nationalspieler. Wichtig war ihm ein altersgerechtes Erlebnis, sodass die Gruppen auch einmal aufgesplittet wurden.

Dass den Kindern und Jugendlichen nicht langweilig wurde, spürt man in der Halle sofort. Jeder ist mit vollem Elan und viel Enthusiasmus dabei und gibt in den abwechslungsreichen Spielen und Parcours sein Bestes – der teilweise große Altersunterschied ist selten zu merken und jeder unterstützt sich gegenseitig. Entsprechend groß ist auch die Resonanz. Nicht nur Vereinsmitglieder des HCGS nahmen teil, auch Handballer aus anderen Vereinen und Kinder, die mit dem Handball bislang weniger Berührungspunkte hatten, nutzten das Angebot. Knapp ein Drittel der Teilnehmer ist kein Mitglied bei der Gummersbacher Spielgemeinschaft, manche Eltern haben aber bereits nachgefragt, wie es nach dem Camp weitergeht. Gerade nach dem langen Lockdown sind viele froh, in den Vereinen wieder etwas sportliche Abwechslung für ihren Nachwuchs zu finden.

Wichtig war Lochtenbergh vor allem eine hohe Flexibilität in der Organisation. „Jeder konnte kommen, wie er wollte“, erklärt er. Statt auf starren Anmeldungen und Laufzeiten eines Camps zu bestehen, wurde mit Hilfe der Vereinssponsoren jeden Tag ein kostengünstiges Angebot geschaffen, zu dem man die Kinder auch spontan bringen konnte. „Am Montag haben wir beispielweise mit 15 Teilnehmern gerechnet, waren am Ende aber doch 25. Darauf haben wir aber jeden Tag reagieren können und noch genügend Verpflegung oder einen weiteren Trainer organisiert bekommen“, berichtet Lochtenbergh.

Dass dies reibungslos ablief, verdankt der Verein vor allem seinen FSJlern Hannah Stöcker, Ole-Gunnar Steinhagen (beide bis zum 1. August) sowie Marvin Scholz, Paul Roth und Lars Rostalski (alle seit dem 1. August). Zusätzlich gab es bei der Betreuung Unterstützung aus den HC-Nordrheinliga-Teams. „Ohne diese soziale Arbeit könnten wir solche Angebote auch gar nicht anbieten“, meint Lochtenbergh. Aber nicht nur den Kindern macht das Camp Spaß, auch der 17-jährige Marvin Scholz sammelt nach seinem Realschulabschluss wichtige Eindrücke fürs spätere Leben. Er strebt eine Ausbildung im Sportbereich an und sieht das FSJ als Orientierungsjahr: „Das Feedback der Kids ist immer gut. Wenn sich am Ende alle freuen, weiß man, dass man etwas richtig gemacht hat.“

Und dass er und seinem Mitstreiter viel richtig gemacht haben müssen, beweisen die Aussagen der Kinder. Der zehnjährige Yari und der achtjährige Pepe sind sich einig, dass das Camp sehr gut organisiert gewesen sei und viel Spaß gemacht habe. Dem stimmt auch die neunjährige Ely zu, die einige neue Freundschaften geschlossen hat. „Nach dem Lockdown war es toll, mal wieder etwas zu erleben“, sagt sie. Sichtlich stolz ist zudem die neunjährige Lola. Zwar spielt sie schon seit mehreren Jahren Handball, hat bei dem Camp aber einige neue Finten und Tricks gelernt.

Text: Peter Notbohm / Oberberg-Aktuell.de

Bild: Michael Kleinjung (foto-kleinjung.de)